Fantaisie à cinq passages progressifs 1990

Klavier solo

I. perspective II. interieur III. formation IV. exterieur V. deformation

Zufall und Notwendigkeit. In seiner gleichnamigen Schrift stellt der französische Molekularbiologe und MedizinnobelpreistrŠger Jacques Monod die These auf, dass das Leben in all seinen Formen durch einen einzigen unwahrscheinlichen Zufall entstanden sei. Auf Zufall aber könne weder ein philosophisches noch ein theologisches System aufbauen. So wie ein geregeltes System seinem Programm folgt, so folgen auch Stoffwechsel und Entwicklung in einer strengen Notwendigkeit der Steuerung des Codes. Bisweilen kommt es aber doch zu Änderungen im Programm, zu sogenannten Mutationen, die Monod als zufällige Störungen bezeichnet. Der Zufall - so sein Schluss - liegt einzig und allein jeglicher Neuerung, jeglicher Schöpfung in der belebten Natur zugrunde. Daher ist auch der Mensch ein Zufallsprodukt. Er muss "seine totale Verlassenheit, seine radikale Fremdheit erkennen... ein Zigeuner am Rande des Universums". Der Mensch, verjagt aus der Nestwärme der Ideologien, wird "verwiesen in eine eisige verlorene Welt".

Die Musik ist nicht bestimmt durch Dynamik und Entwicklung, sondern durch Zustand und bloßes Sein ohne Zweckbestimmung. Sie entsteht durch das Spiel mit Formeln und Versatzstücken. Eine Befreiung, ein Entfliehen aus dieser "Eiswüste" scheint nicht möglich.

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