Tableau morbide 2009
Cembalo
Bei tableau morbide von Dieter Buwen handelt es sich um ein in Klang gesetztes Trugbild, welches den Zuhörer im wahrsten Sinne des Worts täuscht und zu bedenken gibt, dass nichts ist wie es scheint. Das Stück schildert in akribisch, (fast schon manierierter) rhythmischer Genauigkeit einen Verfallsprozess, der im Lauf des Stückes immer mehr "unter die Lupe" genommen wird, bis nur noch ein kleiner Teil - ein Relikt vergangener Tage übrig bleibt. Dies kommt durch ein Zitat eines Virginalstückes von Nicholas Strogers zum Ausdruck, das unter der schmelzenden Schicht moderner Klanggebilde hervor tritt und wieder verschwindet.
Der musikalisch geschilderte Vorgang des Zerfalls und dessen tiefe Aussage erinnert sehr an die Darstellungen vieler Vanitas-Gemälde des 17. Jahrhunderts, die den Betrachter anhand ihrer Symbolik auf die Vergänglichkeit bzw. Nichtigkeit alles Irdischen hinweisen. So bringt tableau morbide den bildhaft-barocken wie aktuellen Gedanken des "Memento mori" in einem kompromiss- wenn nicht gar schonungslosen Werk zum Ausdruck.
(Ralf Waldner)
Hörbeispiel
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