Kanne Blumma 2014

Für Sopranstimme und Ensemble

Nach Gedichten von Gerhard Falkner

Besetzung: Flöte (auch Piccolo) - Klarinette B (auch Bassklarinette B)

Horn F - Posaune (Tenorbassposaune)

Schlagwerk [1 Triangel, 1 Becken, 1 Kuhglocke, Flexaton, 1 Tamtam, 1 Guiro, Maracas, 2 Holzblöcke, 1 Tamburin, Große Trommel, Trillerpfeife]

Violine - Violoncello

Reihenfolge: Obber - Kanne Blumma 1 - Im Lehm nedd - Kanne Blumma 2 - Dasselbe und dasselbe und dasselbe ist nicht dasselbe - Kanne Blumma 3 - Affm weech nach Johannis - Kaleidoskop (Frankens Nachtgesang) - Schneh pho haid - Kanne Blumma 4 - Frankenhymne - Kanne Blumma 5

Kanne Blumma 1-5 können auch zusammenhängend aufgeführt werden.

Als Wilfried Krüger mir Ende 2012 den Lyrik-Band KANNE BLUMMA von Gerhard Falkner vorlegte, verbunden mit einer Anfrage, einem Kompositionsauftrags der Pegnitzschäfer zu dieser Thematik anzunehmen, sagte ich spontan zu.

Schnell wurde mir klar, dass ich den üblichen Weg einer Textvertonung nicht gehen wollte, sind die Gedichte doch selbst schon verbale Kompositionen, den Klang wie die Struktur und Form gleichermaßen betreffend.

In ihrer Beispielhaftigkeit und Intimität und im Bezug zum Lokalkolorit sind diese Gedichte direkt der unmittelbaren Wirklichkeit abgeschaut. Insofern sind sie für mich nicht nur Experimente in der Verbindung von Poesie und Mundart, sondern legen den Bezug zur Mundart direkt nahe. „Jede Region liebt ihren Dialekt, sei er doch eigentlich das Element, in welchem diese Seele ihren Atem schöpfe." (Goethe) So wie Gerhard Falkner kaleidoskopartig die Vielfalt des Lebens und der menschlichen Existenz aufblättert, so habe ich versucht - nicht zuletzt um der Einförmigkeit zu entgehen, die sich durch den immer gleichen Sprachklang einstellen könnte - die verschiedenen, unterschiedlich ausgewählten Textvorlagen auch musikalisch unterschiedlich zu formen. Die Musik zu den ausgewählten Texten bildet deshalb keine formale Einheit; neben melodramatischen Stücken stehen auch liedhafte Gebilde sowie frei durchkomponierte Szenen, wie sie in einer Oper stehen oder dem Hörspiel eigen sein könnten.

Die Vielfältigkeit der Genres schlägt sich auch in der Vielfalt der Mittel nieder: Neben dem reinen Gesang und Sprechgesang muss die Sopranistin frei sprechen, ohne festgelegte Tonhöhe, oder den Text nach festgelegtem Rhythmus und festgelegter Sprechhöhe gestalten. Geflüsterte und gehauchte Laute u.a. erweitern das Spektrum.

Bei den Instrumente findet sich eine ähnliche Bandbreite an Gestaltungsmöglichkeiten: Neben dem „normalen" Ton bestimmen verschiedene Spieltechniken - vom bloßen Luftgeräusch bis hin zu Quietsch- und Kratzgeräuschen, perkussiven Elementen etc. die Klanglandschaft.

Weder Falkners Gedichte noch meine musikalische Kommentierung folgen einer Handlung. Um die unterschiedlichen Stücke dennoch einer Dramaturgie unterzuordnen und damit eine nachvollziehbare formale Lösung zu erhalten, habe ich verschiedene Texte unter einem Motto zusammengefasst und in einer einzigen Komposition verarbeitet. Z.B. finden sich in „Obber" die drei Gedichte EHR + Sieh, Ade Kanne und Obber). Verbindendes Glied ist hierbei das in allen drei Gedichten vorkommende „obber" - „aber", das Andere, der Gegensatz, die Alternative.

Musikalisch entwickelt sich dieser Satz aus dem Gegensatz nur 2-er Töne (b – h), die sowohl für das „Aber", den Gegensatz, und gleichzeitig auch für die unmittelbare (akustische) Nähe stehen. zu deutsch:

Von den Händen / hinauf / zu den Armen / ist es kürzer / als / von den Beinen hinunter / zu den Füßen/ aber von den Lippen / zum Geschwätz / ist es nicht weiter / als von den Augen / bis ins Gesicht.

In „Dasselbe und dasselbe und dasselbe ist nicht dasselbe", drei Melodramen, wird die quasi immer gleiche Musik mit jeweils anderen, nicht miteinander in Verbindung stehenden Texten konfrontiert. Schließlich habe ich den letzten großen Text in Falkners Lyrikband, KANNE BLUMMA, der sich in 5 Teilen entwickelt, nach der kompositorischen Fertigstellung auseinander geschnitten und die einzelnen Schnipsel zwischen die anderen Teile „geklebt". Meine Intention war, damit einen „roten Faden" zu knüpfen, der die unterschiedlichen musikalischen und textlichen Facetten sowie die verschiedensten Klangsituationen und Gesten zu einem textlich-musikalischen Zyklus verbindet.

Wenn auch mancher musikalische Zugriff höchst ironisch erscheint (was beabsichtigt war), so ist dies keinesfalls als despektierlich zu verstehen: In Frankenhymne wird der Text mit der bekannten Melodie der Frankenhymne in Bezug gesetzt. Die Hymne bzw. ein Teil von ihr ergibt sich gewissermaßen als Quintessenz der musikalischen Struktur. Hier wird kein schiefer Blick auf den Franken geworfen, sondern gleichermaßen ist der Saarländer oder der Deutsche, der Europäer und der Weltbürger gemeint.

Noten
Hörbeispiele
Kanne Blumma.m4a
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Obber.m4a
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Im lehm nedd.m4a
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Suu gseeng.m4a
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Haimvordail.m4a
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Hobbmi hobbs.m4a
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Affm weech nach Johannis.m4a
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Kaleidoskop.m4a
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Schneh pho haid.m4a
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Frankenhymne.m4a
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